Donnerstag, 21. November 2019

ROLLE: CALLAS - THE HOLOGRAM TOUR

1977 starb maria callas. und jetzt steht die primadonna assoluta des vergangenen jahrhunderts wieder leibhaftig vor uns und singt. auf dem podium der rosey concert hall in rolle am genfersee. begleitet vom orchestre de chambre de genève unter der leitung der irischen dirigentin eimear noone. callas live, back on stage – wie das? die technik macht’s möglich. auf den mehr als 50 jahre alten plattenaufnahmen konnte ihre stimme separiert und das orchester so weggefiltert werden, dass jetzt live-orchesterbegleitung dazu drappiert werden kann, höchstklassige begleitung der genfer notabene. und, das ist das wirklich sensationelle, dank modernster hologramm-technik bewegt sich die wiedererweckte sängerin neben der lebendigen dirigentin auf der bühne, dreidimensional, in einem eleganten, weit fallenden weissen seidenkleid, mit einem feuerroten schal, blitzende augen, charmante gesten. kein zweifel, das ist die callas, ihre stimme, ihre aura, die diva im strahlenden scheinwerferlicht, realistischer geht’s nicht. eineinhalb stunden singt sie ihre legendären arien, carmen, lady macbeth, la gioconda, la wally. wüsste man es nicht besser, man hätte eineinhalb stunden keinen zweifel an der authentizität dieses auftritts. als sie am schluss die grosse casta-diva-arie der druidenpriesterin norma anstimmt, mit ihrem abgrundtief dunklen timbre, mit ihrer nie wieder erreichten ausdrucksintensität, da bleibt dann – im vollen bewusstsein um die rundum künstlich-reproduzierte situation – definitiv nur noch gänsehaut. absolut echte gänsehaut. alles andere nur eine spielerei, gewiss, aber eine in ihrer perfektion verblüffende. und wir brauchen spiele, gerade in diesen dunklen zeiten.

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