Donnerstag, 7. Februar 2019
ZÜRICH: YVONNE, DIE BURGUNDERPRINZESSIN
stellen
sie sich eine junge, hübsche prinzessin vor. exakt so sieht gottfried breitfuss
nicht aus. sein gesicht ist mehr breit als hoch, seine mundwinkel hängen weit,
sehr weit nach unten, die augen sind zugekniffen, die blonde pagenperücke und
das beige dessous-kleidchen passen wie die faust aufs auge. „man kann doch
nicht nur aus mängeln bestehen“, empört sich jemand bei hofe. mit „yvonne, die
burgunderprinzessin“ hat witold gombrowicz 1934 eine grandiose groteske über
die hohlheit aristokratischer kreise und rituale geschrieben. diese
lethargische, einsilbige prinzessin, die völlig aus der form fällt, nötigt ihr
umfeld, die form zu wahren. barbara frey, die intendantin des zürcher
schauspielhauses, inszeniert und seziert das im schiffbau mit viel lust am spass,
mit rasantem tempo, exquisiter musik und – vor allem – einem hervorragenden
(reinen männer-)ensemble, aus dem neben prinzessin breitfuss vor allem markus
scheumann als königin margarethe heraussticht, mit einem 80 zentimeter hohen,
platinfarbenen haarturm und den mit abstand giftigsten bemerkungen und blicken.
zwei stunden schaut man der allerersten liga dabei zu, wie sie in einem
hässlichen blau-goldenen salon diesen hässlichen mädchenkloss mit projektionen,
hoffnungen und häme auflädt, um sich dann wieder an ihm abzuarbeiten. „wir sind
in sie hineingeraten. nun müssen wir sehen, wie wir wieder aus ihr
herausgeraten“, schreit michael maertens als thronfolger und yvonnes verlobter
ebenso verzweifelt wie zutreffend. die grausamkeit der einsamkeit nimmt für
yvonne ein rasches ende: in übler absicht serviert man ihr eine karausche, sie
erstickt an einer gräte, gottfried breitfuss röchelt und hustet und kippt auf den tisch, grosse oper.
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