Freitag, 8. Februar 2019
LUZERN: DAS KANTONSSPITAL ALS KUNSTMUSEUM
man
kennt das in den spitälern: eine patientin klebt das matterhorn an die tür,
damit sie ihr zimmer wieder findet; die pflegenden pinnen die postkarten aus
den ferien an die wand; die stationschefin lässt saisongerecht dekorieren,
clowns, osterhasen, sterne – und irgendwo hängt auch noch ein wenig kunst. so
nicht, hat sich pius jenni gesagt, der leiter bau und architektur am luzerner
kantonsspital. sein budget für kunst – nicht höher als an anderen spitälern –
wandert seit 2013 zu den beiden künstlern wetz und silas kreienbühl, die als kuratoren
freie hand haben, um die öffentlichen bereiche im spital mit ausstellungen zu
beglücken. und ein glücksfall ist dies in der tat, denn für jede abteilung
suchen und finden die beiden eine individuelle lösung und die dazu passenden
künstler. im zentrum für notfall- und intensivmedizin beispielsweise sind nicht
die patientinnen (die da ganz andere sorgen haben) das zielpublikum, sondern
mitarbeitende und wartende. in der etage mit vielen dementen hängen einfache, farbige, gegenständliche bilder, die bei der orientierung helfen. die direktionsetage
zieren wuchtige plastiken aus edlem holz und grossformatige abstrakte bilder.
in der privatabteilung gibt’s „zimmer mit seesicht“, meditative ufer-filme auf
grossbildschirmen. kunst und ästhetik sollen, so die wetz-philosophie, im
ganzen haus auf gleich hohem niveau sein wie die medizin. das hat stil und es
gelingt, weil die kuratoren auf einen riesigen fundus an beziehungen im in- und
ausland zurückgreifen können. die künstlerinnen und künstler schätzen die
möglichkeit, hier ein ganz anderes publikum zu erreichen als in ateliers und
galerien. das luzerner kantonsspital ist also nach und nach, fast unmerklich, auch
ein kunstmuseum geworden. und kein kleines.
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