Donnerstag, 24. Januar 2019
MÜNCHEN: GRAMSCI 2019 UND DAS SOFA
buchvernissage,
grossaufmarsch, mindestens 500 leute. ein soziologe, ein verleger, ein
philosoph, eine schriftstellerin und ein journalist denken laut darüber nach,
wie sich die welt in den vergangenen acht jahren verändert hat und wo sie heute
steht. „die erde ist gewaltig schön, doch sicher ist sie nicht!“ heisst das
buch. es erscheint zum ende der von 2011 bis 2019 dauernden intendanz von
martin kušej am münchner residenztheater. der dicke band ist keine nabelschau auf hübsche
theatererfolge, sondern fundamental politisch wie die diskussionsrunde, deren
bestandesaufnahme arg düster gerät: es gibt keine meinungsbildung mehr, sondern
meinungsaufschäumung; die reflektierende mitte fehlt; der neoliberalismus ist
gescheitert; der abschwung hat begonnen, nur will es in deutschland noch keiner
merken; der klimawandel wird zu migrationsströmen führen, die die heutigen
bloss als fussnote erscheinen lassen werden; statt echter demokratie gibt es zunehmend
von autoritären figuren simulierte demokratie. sehr viel pessimismus also und sehr
wenig hoffnung. der soziologe oliver marchart bringt es mit dem alten gramsci
(1891-1937) auf den punkt: „die alte welt liegt im sterben, die neue ist noch
nicht geboren. es ist die zeit der monster.“ und jetzt? was ist geboten? wir
müssen raus aus der komfortzone, und zwar alle, da scheint sich die runde einig:
weitere zehn jahre auf dem sofa gehen gar nicht. auf zu den monstern. die
fridays-for-future-schülerdemos stimmen da durchaus zuversichtlich.
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