Dienstag, 22. Januar 2019

LUMNEZIA: MIDADAS/WANDEL

drei kleine mädchen machen sich vor einem stall an einem alphorn zu schaffen und fragen sich ganz bestimmt, wie diesem ding wohl töne zu entlocken sind. die bildunterschrift zur liebevollen schwarzweissaufnahme lautet, gewiss nicht original, „openair 1920“. das bild daneben zeigt das festivalgelände und die gigantische hauptbühne des open air lumnezia im sommer 2018. „midadas/wandel“ heisst die ausstellung in der casa d’angel in lumbrein, dem lugnezer kulturhaus. so krass wie beim openair-vergleich fallen die unterschiede bei den anderen vorher/nachher-, resp. früher/heute-gegenüberstellungen nicht aus. ja, die bauern sind heute mit anderen gerätschaften und maschinen an der arbeit; ja, das brot fürs tal wird nicht mehr in einem freiluftbackofen gebacken; ja, saiblinge werden heute nicht mehr nur gefangen, sondern auch gezüchtet. doch eines macht diese ausstellung klar: die entwicklung hat hier keine endlos schmerzenden wunden hinterlassen. das wird besonders deutlich, weil in einem raum, gewissermassen als kontrast, dokumentarisch genaue aquarelle vom bau des zervreila-staudamms im benachbarten tal von vals gezeigt werden. das sind andere wunden. die val lumnezia hat den anschluss an die welt von heute geschafft, ohne ihre seele zu verkaufen. es gibt hier zwar tourismus, doch behörden wie gäste sind sich einig, dass das auch ohne luxusboutiquen, gault-millau-restaurants und member-clubs am pistenrand geht. nachhaltigkeit war hier schon vor 30, 40 jahren ein thema. und wenn man in einer ecke des kulturhauses die bilder der fundaziun capauliana betrachtet, darunter einige carigiets, stellt man fest, dass die künstler gewisse sujets heute noch unverändert vorfinden würden. man muss es lieben, dieses tal, für seine sorgfalt im umgang mit dem wandel.

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