dreckgeschäfte
während dem krieg, dreckgeschäfte nach dem krieg, schweinische verworfenheit.
julian, der sohn des rüstungsindustriellen klotz, den pier paolo pasolini
ziemlich unverblümt dem rüstungsindustriellen krupp nachempfunden hat, hält das
alles nicht aus: die perversionen und verbrechen im imperium seines vaters,
dessen widerlicher geschäftsfreund, ein ehemaliger kz-arzt, die mutter, die nur
aus oberfläche besteht. mit "der schweinestall" ("porcile") schrieb pasolini 1966 eine
bitterböse satire auf das kapitalistische nachkriegsdeutschland. der kroatische
regisseur ivica buljan zeigt sie im marstall des münchner residenztheaters als
knallbunten bilderbogen mit trash-kostümen und italo-schnulzen – ohne ihr
allerdings die provokative schärfe zu nehmen. im gegenteil: er verdeutlicht,
wie sehr der tanz auf dem vulkan auch in zeiten der zunehmenden globalisierung
der ultimative modetanz geblieben ist. das grosse welttheater also. und julian?
philip dechamps spielt ihn als zunächst abgekehrten, dann zunehmend angewiderten
und verzweifelten jungen mann, der den vielfältigen albträumen mit heissblütigen
monologen begegnet, um schliesslich – blass und nackt – wärme und widerstand
nur noch bei den schweinen im stall zu finden. pasolini schickt, hübscher
theatertrick, den philosophen spinoza zu julian in den koben, hier sibylle
canonica mit funkelnden augen und roter mähne ganz grossartig als kritischer
und warmherziger lehrer und freund. er kommt zu spät. am ende wird julian von
den schweinen aufgefressen. musik! scheinwerfer! showtime! die drei schweine
sind echt.
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