„erst wochen später, und nur als ein
von vielen widersprüchen durchzogenes gerücht, sollte in der purpurstadt und am
ende selbst in den gassen von beijing geflüstert werden, dass es die astrologen
gewesen waren, die astrologen!, die eine drohende widerlegung ihrer günstigen
wetterprognose abwehren wollten, indem sie feuerwerksraketen mit silbersalz
befüllt und damit eine tagelang vor den höhenzügen des shan-gebirges gestaute
wolkenwand beschossen hatten. das hoch über den gipfeln am himmel ausgesäte
silbersalz sollte die wolkenfäuste öffnen und regen, hagel, schnee oder was
immer sie enthielten, weit vor der stadt und vor allem: weit vor den augen des
erhabenen, herabrauschen, hageln oder schneien lassen. aber wie von den
krachenden, im tageslicht blass wie wasserzeichen an den himmel gekritzelten
feuerwerksgarben angezogen, hatte sich zu den von felswänden und aus den
schluchten des shan-gebirges schlagenden echos der explosionen ein böiger wind
erhoben, der die schneeschauer noch hoch über dem erdboden verdichtete und
davontrug, bis in die himmelsareale über der verbotenen stadt – und seine
kristalline fracht erst dort endlich los und fallen liess.“ (christoph ransmayr,
"cox oder der lauf der zeit", s. fischer, s.56) – wieder mal so ein exzellentes stück literatur,
vor dessen sprachmacht und -reichtum man in ehrfurcht erstarrt und nur eines zu
denken vermag: ich schreibe nie wieder einen satz.
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