bellinis
belcanto-orgien werden in der kleinen kammer 3 der münchner kammerspiele mal
von einem flügel begleitet, mal von einem keyboard, einem plattenspieler, einer
spielkonsole oder einem hammerklavier. und immer vom selben mann: daniel
dorsch, klanggestalter, der sich zwischendurch ans publikum wendet und („wo
waren wir stehen geblieben?“) in einer perfekt im dramaturgenslang getränkten
parodie die dimensionen der junggesellenmaschine und die apotheose der braut
als deren motor zu erklären versucht. dabei ist in bellinis „la sonnambula“
alles ganz einfach: amina verliert kurz vor der hochzeit ums haar den
bauernburschen elvino, weil sie – schlafwandelnd – versehentlich in den armen des
gutsbesitzers rodolfo landet; bellini braucht nur zwei akte, bis das wieder
geklärt ist. yuka yanagihara als amina verfügt über einen zauberhaften sopran, kraftvoll,
präzis und schmeichelnd bis in die vielen heiklen koloraturen – ein genuss. elvino
dagegen, eigentlich der tenor, kann hier nicht singen (es ist der schauspieler
hassan akkouch), und rodolfo, eigentlich der bariton, versucht es schon gar
nicht, sondern spielt seine arien auf der trompete (das löst der jazzer paul
brody auch im bademantel ganz meisterhaft). der ungarische regisseur david
marton verfolgt den anspruch, oper jenseits aller opernkonvention zu zeigen,
und zaubert zwischen dem original, alten callas-aufnahmen, jazz und immer wieder auch italo-pop einen höchst vergnüglichen abend, der in den grossen
musikalischen momenten überraschend stimmungsvoll gelingt. bellini remixed, er
hat´s überlebt, die traditionellen opernfans im publikum nur knapp.
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