fein säuberlich klebt die dame 16 postkarten auf einen weissen karton,
vier in der höhe, vier in der breite: ansichten von stränden, palästen,
flugplätzen, bergtälern und immer wieder grossstädtischen boulevards, älteren
und neueren datums, mal passen sie thematisch oder geografisch zusammen, mal
nicht. den weissen karton mit den 16 karten fügt sie in einen schlichten
holz-passepartout. und klebt die nächsten 16 karten und wieder 16 und wieder.
hanne darboven lebte und klebte von 1941 bis 2009. es sind nicht dutzende und
auch nicht hunderte ihrer holzrahmen, die jetzt im grössten saal im haus der
kunst in münchen hängen, es sind 1590. raumfüllend. überwältigend. 1590
holzrahmen mit ansichtskarten, ab und zu auch um "spiegel"-titelbilder
drappiert ("mao ist tot - was wird aus china?") oder um
schwarz-weisse promi-porträts. so redundant die ganze installation formal
wirkt, so vielseitig und anregend ist sie im detail. man wünschte sich immer wieder eine leiter, um auch die oberen
bilderreihen zu erhaschen. der titel
"kulturgeschichte 1880-1983" ist keineswegs zu hoch
gegriffen. denn was auf den ersten blick auf archivierungswahn
hindeutet, ist in wirklichkeit ein faszinierendes jahrhundert-panorama, das die
frage ins zentrum rückt, wie geschichte, politik, kultur überliefert wird. ein
monument der erinnerung.
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