Donnerstag, 11. Februar 2016

MÜNCHEN: FIDELIO

wieder einmal ist das bühnenbild eine überwältigende bühnenskulptur: rebecca ringst hat für calixto bieitos „fidelio“-inszenierung an der bayerischen staatsoper ein senkrechtes labyrinth aus plexiglas, stahl und neon geschaffen. es blitzt und leuchtet und spiegelt und macht als florestans kerker genauso was her wie als symbol für die seelischen irrwege der menschen. leonore singt auf dem weg zur befreiung des gefangenen gatten nicht nur beethoven, sie zitiert auch borges: „das labyrinth ist eine art von furcht, weil wir darin verloren sind, aber die hoffnung ist, dass es ein zentrum gibt.“ anja kampe gestaltet diese leonore ergreifend als plädoyer für zivilcourage und mut, eine hin- und mitreissende kämpferin für gerechtigkeit und freiheit – sie ist das zentrum. zubin mehta, der mit bald 80 an das dirigentenpult zurückgekehrt ist, wo er von 1998 bis 2006 generalmusikdirektor war (und vom münchner publikum mit dem allerherzlichsten applaus zurückempfangen wird), lässt die utopischen dimensionen von beethovens einziger oper breit und warm leuchten. doch regisseur bieito betont immer wieder die fragilität dieser utopie, indem er dem wohlklang verstörende bilder entgegensetzt: ein gefangener nimmt sich an der bühnenrampe das leben, und der grosse wohltäter fernando tritt mit der grimmigen joker-maske aus „the dark knight“ auf. vor dem strahlenden finale erklingt als kontrastprogramm beethovens streichquartett op. 132 a-moll, schwerste melancholie, die vier musiker sitzen in gitterkäfigen über dem labyrinth. freiheit ist das thema. nicht euphorie. 

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