wieder
einmal ist das bühnenbild eine überwältigende bühnenskulptur: rebecca ringst
hat für calixto bieitos „fidelio“-inszenierung an der bayerischen staatsoper
ein senkrechtes labyrinth aus plexiglas, stahl und neon geschaffen. es blitzt und leuchtet und spiegelt und macht als florestans kerker genauso was her wie als symbol für
die seelischen irrwege der menschen. leonore singt auf dem weg zur befreiung
des gefangenen gatten nicht nur beethoven, sie zitiert auch borges: „das
labyrinth ist eine art von furcht, weil wir darin verloren sind, aber die
hoffnung ist, dass es ein zentrum gibt.“ anja kampe gestaltet diese leonore
ergreifend als plädoyer für zivilcourage und mut, eine hin- und mitreissende
kämpferin für gerechtigkeit und freiheit – sie ist
das zentrum. zubin mehta, der mit bald 80 an das dirigentenpult zurückgekehrt
ist, wo er von 1998 bis 2006 generalmusikdirektor war (und vom münchner publikum
mit dem allerherzlichsten applaus zurückempfangen wird), lässt die utopischen
dimensionen von beethovens einziger oper breit und warm leuchten. doch
regisseur bieito betont immer wieder die fragilität dieser utopie, indem er dem
wohlklang verstörende bilder entgegensetzt: ein gefangener nimmt sich an der
bühnenrampe das leben, und der grosse wohltäter fernando tritt mit der
grimmigen joker-maske aus „the dark knight“ auf. vor dem strahlenden finale
erklingt als kontrastprogramm beethovens streichquartett op. 132 a-moll, schwerste melancholie, die vier musiker sitzen in gitterkäfigen über dem labyrinth. freiheit
ist das thema. nicht euphorie.
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