grobe stoffe, grobe muster: die kostüme weisen in ein vergangenes,
ländliches amerika. dieses amerika hat platz auf einem sandigen rechteck
in der zürcher schiffbauhalle; das publikum sitzt auf allen vier
seiten, dicht dran. die "hexenjagd" ist angesagt, die auf tatsächlichen
ereignissen in massachusetts im jahr 1692 basiert und von arthur miller
1953 als parabel zur zeit der grossen kommunistenhatz geschrieben wurde.
regisseur jan bosse verzichtet verdienstvollerweise auf eine
aktualisierung mit dem holzhammer, die bezüge ins jetzt stellen sich im
kopf auch so sofort ein. mädchen, die im wald nackt tanzen, bringen ein
ganzes städtchen durch- und hintereinander, keine traut keinem mehr,
denunziation und eskalation total. das hervorragende
schauspielhaus-ensemble holt sich den teufel subito in die mitte, mit
schärfe und tempo wird die hysterisierung auf die spitze getrieben, die
eigendynamik dieses alle-gegen-alle brutal ausgekostet. bis zur pause.
dann setzt bosse, der exorzismus hat's ihm zu sehr angetan, plötzlich
auf effekte en masse: birken verfärben sich blutrot, trockeneisschwaden
werden über den sand gejagt, grabkreuze unter scheinwerferblitzen in den
boden gerammt, der pastor mutiert zur pastor-karikatur - man wähnt sich
in einem musical. und das hochpräzise, detailgenaue ensemble säuft
total ab in dieser plakativen orgie, weg ist die dichte der ersten
hälfte, weg ist die dringlichkeit des stoffes. so schnell geht das.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen