„die
gnädige frau vergiftet uns mit ihrer güte.“ die beiden schwestern claire und
solange planen und proben deshalb den mord an ihrer reichen herrin, das spiel
entwickelt eine grausige eigendynamik, am schluss ist nicht die gnädige frau
tot, sondern claire. jean genet hat „die zofen“ 1947 nicht als kampfstück im
auftrag der dienstbotengewerkschaft geschrieben, sondern als rabenschwarzes
märchen. stefan pucher, der seine inszenierungen sonst gerne mit visuellem,
akustischem und dramaturgischem trash zumüllt, hält sich an den münchner
kammerspielen für einmal vornehm zurück: ein paar live-videos zwar im
konsequent schwarz ausgekleideten salon, ein paar gehauchte balladen, aber
sonst ist das feld völlig frei für drei aussergewöhnliche schauspielerinnen.
brigitte hobmeier, annette paulmann und wiebke puls sind weiss geschminkt wie
stummfilmstars, drei todesengel, die sich ihre verwundeten seelen gegenseitig
mit giftigen sätzen einreiben. grossartig, wie sie ihre stimmen in sekundenbruchteilen
vom säuselnden domestiken-ton zwei oktaven abstürzen lassen ins gegurgel
eiskalter rächerinnen, und wieder zurück. das permanente rummachen an der
grenze von fiktion und realität und an der grenze von demütigung und quälerei
gibt blicke frei in menschliche abgründe. drei tollen schauspielerinnen dabei
zuzugucken, das hat einen durchaus speziellen reiz. gnadenlos.
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