teile
des basler premièrenpublikums leiden unter chronischem applauszwang: kaum hält
das orchester einen moment inne, bricht krankhaftes klatschen los
(xeirokrotorrhoe...). das wirkt bei „eugen onegin“ erstens extrem störend – weil tschaikowsky
ein „intimes, erschütterndes drama“ vorschwebte – und ist zweitens bei der
inszenierung von corinna von rad unbegründet und unverdient. die regisseurin
möchte die figuren, die in der russischen provinz lieben und leiden und ihre
ungelebten leben zelebrieren, aus kritisch-ironischer distanz sehen, wie dies
puschkin im gegensatz zu tschaikowsky in seiner romanvorlage tat. diesen
ironischen zugriff allerdings schafft nur, wer sein personal liebt – und frau
von rad liebt es nicht und bemüht sich neben kritischer auch noch um coole
distanz, woraus eine total unterkühlte atmosphäre resultiert (in einer
hässlichen hotellobby), die die protagonisten isoliert und zur schwelgerischen
musik tschaikowskys in unüberbrückbarem kontrast steht. die zentrale ballszene
gestaltet frau von rad als schräge parodie auf die russenmafia und übersieht
dabei völlig, dass hier die eskalation der dreiecksbeziehung zwischen onegin,
seinem freund lenski und dessen freundin olga, die später zum tödlichen duell
führt, im fokus stehen würde. ziemlich weit am ziel und an der musik vorbei. dass erik nielsen
im letzten moment als dirigent einspringen musste, macht den abend auch nicht
eben runder. immerhin ganz tolle stimmen, durchs band: eung kwang lee als
onegin, sunyoung seo als tatjana, andrej dunaev als lenski, liang li als gremin.
in der letzten viertelstunde, endlich, werden sie ins zentrum und in eine echte
beziehung zueinander gerückt. ziemlich spät, zu spät.
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