vier
alte, zwei paare, sitzen auf einem verkohlten baumstamm und brabbeln über die
zeit und das ende, über das warten und den tod; kaffeerunde am rand der katastrophe,
das prekariat philosophiert. daneben liegen drei junge stumm in einem aschehaufen.
ein arg düsterer einstieg. der österreichische dichter ewald palmetshofer
(*1978) hat schillers „räuber“, die sich von ihren ahnen emanzipieren und sie
gleichzeitig entsorgen, ins heute phantasiert: die jungen wollen ihre alten
nicht pflegen, sie wollen ihnen nicht dankbar sein, sie wollen ihr geld jetzt
erben und ihre träume jetzt verwirklichen. palmetshofers in jamben gehaltener,
sprachmächtiger text „räuber. schuldengenital“ nimmt das absurde von beckett
auf und das redundante von jelinek. regisseur alexander riemenschneider zeigt
das stück im marstall des münchner residenztheaters als absolut garstiges märchen
über die gräben zwischen den generationen: aus eltern und kindern macht er
monster mit hässlichen fratzen, böse feen, widerliche clowns. ein dutzend
ballons, die bunten und verspielten träume in dieser brandschwarzen welt,
werden regelrecht exekutiert. auch die eltern werden am schluss überfallen und
totgeschlagen, die jungen zeugen ein kind, und alle wissen, dass dies kein
neuer anfang ist, sondern nur die immergleiche endlose schleife: „ringsum
fällt´s an euch vorbei, hinab / was schert´s die zeit / was kümmert sie der
sturz der dinge / ihr egal / es zieht die welt vorbei / nach unten halt /
hinab.“
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