Sonntag, 12. Januar 2014

MÜNCHEN: RÄUBER. SCHULDENGENITAL

vier alte, zwei paare, sitzen auf einem verkohlten baumstamm und brabbeln über die zeit und das ende, über das warten und den tod; kaffeerunde am rand der katastrophe, das prekariat philosophiert. daneben liegen drei junge stumm in einem aschehaufen. ein arg düsterer einstieg. der österreichische dichter ewald palmetshofer (*1978) hat schillers „räuber“, die sich von ihren ahnen emanzipieren und sie gleichzeitig entsorgen, ins heute phantasiert: die jungen wollen ihre alten nicht pflegen, sie wollen ihnen nicht dankbar sein, sie wollen ihr geld jetzt erben und ihre träume jetzt verwirklichen. palmetshofers in jamben gehaltener, sprachmächtiger text „räuber. schuldengenital“ nimmt das absurde von beckett auf und das redundante von jelinek. regisseur alexander riemenschneider zeigt das stück im marstall des münchner residenztheaters als absolut garstiges märchen über die gräben zwischen den generationen: aus eltern und kindern macht er monster mit hässlichen fratzen, böse feen, widerliche clowns. ein dutzend ballons, die bunten und verspielten träume in dieser brandschwarzen welt, werden regelrecht exekutiert. auch die eltern werden am schluss überfallen und totgeschlagen, die jungen zeugen ein kind, und alle wissen, dass dies kein neuer anfang ist, sondern nur die immergleiche endlose schleife: „ringsum fällt´s an euch vorbei, hinab / was schert´s die zeit / was kümmert sie der sturz der dinge / ihr egal / es zieht die welt vorbei / nach unten halt / hinab.“

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