Samstag, 4. Juni 2011

MÜNCHEN: PERSER IN DER BAYERN-KASERNE

geführte radtour über das areal der bayern-kaserne im norden der stadt. ein riesiges, unwirtliches, leeres gelände. nur irgendwo, versteckt in diesem labyrinth, eine flüchtlingsunterkunft. die gruppe macht auf der fahrt zwischen hässlichen hallen, pavillons und kampfbahnen immer wieder halt, worauf keine erklärungen folgen, sondern sound-installationen: kriegslärm, kampfgeräusche, texte aus bosnien und palästina, von massenmord, toten kameraden, alpträumen. diese kunstaktion funktioniert als krasse einstimmung auf „die perser“ von aischylos, die die münchner kammerspiele in einer der ungastlichen hallen der bayern-kaserne spielen. „die perser“ sind die älteste tragödie der welt, ein 2483 jahre altes klagelied gegen den krieg. johan simons stellt nicht die seeschlacht von salamis ins zentrum, den untergang des übermächtigen persischen heeres gegen die unterschätzten griechen, sondern die menschen, die dadurch traumatisiert wurden. zwei dutzend laien – aus der deutschen kriegsgeneration und junge flüchtlinge aus bosnien, somalia, uganda und dem irak – bewegen sich zwei stunden lang stumm zwischen den schauspielern und ihren texten, vom krieg versehrt. sie geben dieser sinnlosigkeit, dieser ratlosigkeit, dieser hilflosigkeit ein gesicht. viele gesichter. ein berührendes lamento.

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