Dienstag, 21. Juni 2011

LYON: TRISTAN UND ISOLDE, PLEINE LUNE

es ist dunkel am meer und leer. umso bedrohlicher wirken die wellen aus der weite, die immer wilder werden. der fahle mond, der sich langsam über diese unwirtliche szene senkt, bringt licht, aber kein leben. dieser mond ist riesig, fast so hoch und fast so breit wie die ganze bühne der opéra von lyon. im zweiten akt zeigt dieser raumfüllende mond sein inneres und wird so burg und bunker für das sehnen, das leiden und die liebe von tristan und isolde. im dritten akt liegt dieser monster-mond auf der erde und scheint alles und alle zu erdrücken. macht der liebe. nacht der liebe. àlex ollé von den katalanischen theaterwunderkindern fura dels baus entwirft hier starke, symbolhafte, suggestive bilder. dieses szenische konzept entwickelt zusammen mit dem subtilen dirigat von kirill petrenko - das nicht vordergründig auf den romantischen rausch richard wagners setzt, sondern der partitur und dem orchester hochgradig kammermusikalische qualitäten abgewinnt - eine grosse, geradezu betörende kraft. man darf sich freuen, dass dieser junge herr petrenko im september 2013 die bayerische staatsoper übernimmt. unterschiedlich die stimmen: ann petersen als isolde und christof fischesser als könig marke mit farbe und hingabe und vielen nuancen, clifton forbis als tristan und stella grigorian als brangäne kraftvoll präsent, doch ziemlich eindimensional. doch gilt hier, wie immer bei wagner, nicht der einwand, nicht das kleine, sondern das ganze. und das ist in lyon: ein gesamtkunstwerk, ein viereinhalbstündiger liebestodestaumeltanz.

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