neben buenos aires und new york gilt zürich heute als die stadt mit der grössten dichte von psychoanalytikerinnen und psychoanalytikern. sigmund freud sprach schon 1910 von der „welthauptstadt“ der psychoanalyse. „im land der dunklen wälder, stillen seen und tiefen tunnel wurde schon seit langem nach dem ‚grund‘ der menschlichen seele gegraben,“ sagt stefan zweifel, der kurator der ausstellung „seelenlandschaften“ im landesmuseum in zürich. ausgehend vom 150. geburtstag von carl gustav jung entwickelt er eine psycho-geographie der schweiz, ein reiches panorama der auseinandersetzung mit der mentalen gesundheit. ein ganzer raum ist dem „roten buch“ von jung gewidmet, wo er mit notizen, skizzen, mandalas die grundzüge seiner analytischen psychologie entwarf. worauf man dann all den von c.g. jung beeinflussten wissenschaftlichen seelensuchern begegnet, deren motivation und ziel es war, die von gesellschaftlichen zwängen und dem beschleunigten lebensrhythmus herausgeforderte psyche in schach zu halten, und die zunehmend auch in kulturelle, spirituelle und mythologische dimensionen vordrangen. hochspannend auch die grosse abteilung zum thema „seelenkunst“: friedrich nietzsche begann im engadin zu ahnen, dass das „ich“ möglicherweise nur eine illusion ist, dann friedrich glauser, ernst ludwig kirchner, annemarie schwarzenbach, annemarie von matt, robert walser, adolf wölfli – sie alle litten und kämpften mit ihren träumen und trieben, ihre kunst wurde zum spiegel ihrer seele. die allerletzten zeilen im katalog zur ausstellung stammen vom grossen tänzer vaslav nijinsky (ja, der!), es ist ein auszug aus seinem tagebuch: „ich bin überzeugt, gott wird mich gewinnen lassen, deshalb gehe ich an der börse spielen. ich habe keine angst vor der börse, denn ich weiss: gott will, dass ich gewinne. er will, dass ich die börse vernichte.“ nijinsky lebte in der psychiatrischen klinik der familie binswanger in kreuzlingen. nicht im weissen haus.
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