Donnerstag, 11. Dezember 2025

WEIMAR: POP-UP-WERTHER

"pop-up-oper" heisst ein neues format des nationaltheaters weimar. als erstes poppt hier "werther" auf, die romantische oper von jules massenet, in einem probengebäude in der unwirtlichen peripherie und das ganze eingedampft auf die vier hauptfiguren und um eine stunde gekürzt. pop-up um das budget zu schonen? pop-up um das publikum an niederschwellige orte zu locken? um junges publikum anzufixen, das opernpublikum von morgen? "leicht verständlich" soll die pop-up-oper sein, schreibt das theater, also erzählt regisseur dorian dreher die tragische, tödlich endende liebe von werther (sangmin jeon mit solidem tenor in der titelrolle) und charlotte recht konventionell, üppige kostüme, grosse gesten, und man ist in dieser redoute sehr nah dran an diesen figuren, die von ihren gefühlen immerzu überwältigt werden. nah dran, auch weil kein orchestergraben bühne und publikum trennt: die staatskapelle weimar, unter marco alibrando auf hohem niveau, musiziert in ihrem probensaal nebenan und wird über lautsprecher zugespielt, eine eigenartige übungsanlage. und dann auch noch zwei charlotten zum preis von einer: ekaterina aleksandrova kann die rolle wegen erkältung nur spielen, gesungen wird ihre partie am bühnenrand von der eine stunde vor vorstellungsbeginn angereisten anna-katharina tonauer vom staatstheater am gärtnerplatz in münchen, was den beiden damen zwar einen verdienten spezialapplaus beschert, der stimmigkeit und schlüssigkeit der inszenierung allerdings auch nicht eben zuträglich ist. dieses pop-up-format ist weder fisch noch vogel. und im publikum sitzen keine frisch angefixten, sondern bloss die üblichen verdächtigen. zum beispiel ich.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen