„uf de schattesiite“ heisst das stück, das der zuger akkordeonist julian von flüe jeweils bei abdankungen spielt (was er gerne tut). ein langsamer walzer, melancholisch, das abschiednehmen klingt durch, das loslassen und durchaus auch die zuversicht. passt bestens in die kleine kirche in niederrickenbach, wenn auch hier nicht bei einer abdankung, sondern im rahmen der konzertreihe a-horn, die vier mal im jahr die angesagtesten formationen der swiss-folk-szene ins kleine bergdorf bringt. julian von flüe präsentiert hier mit seinem trio, zu dem marc scheidegger (gitarre) und matthias abächerli (bass und violine) gehören, einen querschnitt durch sein stupendes musikalisches spektrum. diese melodien erzählen geschichten, in diesen klangwelten kann man sich als zuhörer verlieren, das sprichwörtliche kino im kopf beginnt auf hochtouren zu laufen: „rosmarie“ – war da nicht diese liebenswürdige, aber hypernervöse tante? „sturzflug“ kündet von flüe als romantische aviatik an – ein reiseerlebnis oder ein beziehungscrash? ob rumba oder irish folk, vieles gehen die drei gemächlich und traditionell an, steigern sich dann rasant ins wilde und fetzige und landen nicht selten im massiv groovigen. mit seiner frappanten fingerfertigkeit spielt sich julian von flüe, selbst im höllentempo, zu absoluter virtuosität. als zugabe – country ist seine grosse leidenschaft – gönnt er sich und uns dann einen hank williams, mit jeder strophe scheint er ein anderes pferd durch die prärie zu jagen, mal ein strammes, mal ein abgehalftertes, mal ein höchst elegantes, mal ein durchgebranntes. und was für diese pferde gilt, gilt genauso für die jungs vom julian von flüe trio: wehe, wenn sie losgelassen!
Vielen Dank für den Beitrag. Sehr gut umschrieben, das Schaffen von Julian, Marc und Matthias.
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