Freitag, 17. Mai 2024

LUZERN: NEUES THEATER, ZWEITER VERSUCH

jeder kinosaal wirkt einladender. ich bleibe dabei: andreas ilg und marcel santer besuchten wohl noch nie oder nicht oft ein theater. die gewinner des architekturwettbewerbs für das neue luzerner theater beweisen auch im überarbeiteten entwurf wenig kenntnis und sinn für einen stimmungsvollen zuschauerraum, neben der bühne immerhin der zentrale ort in einem theater. ilg/santer wollen dem luzerner publikum eine mehrzweckhalle zumuten: rechteckig, sehr hoch – und im gegensatz zum ersten anlauf klebt an den seitenwänden jetzt ein mickriger balkon, der die höhe und die nüchternheit der halle noch unterstreicht. es wird absolut spitzenmässige inszenierungen brauchen, um dies alles vergessen zu machen. die eine der beiden scheunenartigen aufbauten ist zur reuss hin jetzt voll verglast, eine art tropenhaus mitten in der stadt. und dass die architekten mit dem alten theater, das stehen bleiben soll, nicht viel anfangen können, hat sich seit dem ersten entwurf nicht geändert: die geschwungenen ränge als deko in einem vierstöckigen foyer, nun ja, man wird sich daran gewöhnen müssen. und jetzt zum positiven: die giebelhöhe des neubaus wurde leicht reduziert, so dass das ganze zwischen jesuitenkirche und altbau weniger wuchtig wirkt. das erdgeschoss wird durchlässiger und damit einladender auch für passantinnen und passanten. und es gibt neben der theaterbeiz im ehemaligen bühnenhimmel (für künstlerinnen und publikum) auch zusätzliche und leichter erreichbare gastronomische angebote. das ganze bleibt aber wegen der integration des alten theaters nach wie vor ein flickwerk. doch um allen missverständnissen vorzubeugen: luzern braucht dringend ein neues theater und trotz allen einwänden werde auch ich ja stimmen.

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