das schicksal hat´s streng bei familie price. die eine tochter wird auf dem europa-trip brutal sitzengelassen, die andere verlässt hals über kopf mann und kinder, der eine sohn zweigt am arbeitsplatz 250´000 dollar ab für drogen und statussymbole, der andere fühlt sich im falschen körper und will zur frau werden. die volle ladung family life. mama will alles mit ihren ratschlägen plätten, papa flieht meistens in den garten. mit „dinge, die ich sicher weiss“ hat der australier andrew bovell 2016 ein packendes stück geschrieben über das beziehungsnetz, das uns allen am nächsten ist, lebenslänglich. und reto ambauen macht mit dem theater nawal daraus jetzt einen bewegenden, ja beklemmenden abend. sechs ganz unterschiedliche stühle stehen um einen tisch und sechs sowohl darstellerisch wie sprachlich schlicht famose laien spielen die sechs so ganz verschiedenen figuren, dass es funkt: zuneigung, wut, verzweiflung, hassliebe, auch humor – alles drin in diesem hin und her zwischen den kleinen alltagsproblemen und den ganz grossen themen. zwei stunden lang werden die familienstrukturen aufs präziseste seziert, im steten wechsel von heftigen, temporeichen ensembleszenen einerseits und sehr intimen, leisen monologen anderseits. dieser permanente rhythmuswechsel unterstreicht: diese sechs können nicht ohne einander und sie können nicht miteinander, familie eben. das publikum im voralpentheater schaut familie price durch einen riesigen holzraster zu, der ein glashaus andeuten könnte oder ein gefängnis, ein schlichtes bild für die fragilen konstellationen und leidenschaftlichen konfrontationen. wann beginnt das richtige leben? was ist liebe? rosie, die jüngste, versucht´s mal mit einer liste über die „dinge, die ich sicher weiss“. die liste bleibt erschreckend kurz. am schluss stirbt mama, erschöpft, bei einem selbstunfall auf der autobahn. alle jagen nach dem glück, doch das schicksal ist immer schneller.
Ich fühle mich geehrt… danke für das unglaublich positive Feedback, Christoph!
AntwortenLöschenJ.D.