Dienstag, 19. Juli 2022

MÜNCHEN: MEDEA MACHT DEN FROSCH

medea macht den frosch. im ernst. carolin conrad spielt medea am residenztheater in münchen und macht den frosch. von kreusa, der neuen frau an iasons seite und also ihrer nachfolgerin, wird sie ultimativ aufgefordert, froschmässig quer über die breite bühne zu hüpfen. macht sie, hin und zurück. medea war vieles, eine magierin, vielleicht die mörderin ihrer kinder – vor allem aber war sie eine stolze frau. nie, nie hätte sich eine wie medea so erniedrigen und sich zu einer derart albernen nummer hinreissen lassen. das ist das eine missverständnis in karin henkels inszenierung. das andere sind die männer: michael wächters iason ein permanent schreiender ehekrieger, michael goldbergs kreon ein kasperl von könig, nicola mastroberardinos aigeus ein peinlicher schleimer. nie, nie hätte sich eine wie medea mit so plumpen männern abgegeben. eine frau aufwerten wollen, indem man die männer um sie herum abwertet, diese rechnung ist noch nie aufgegangen. karin henkel schnipselt den euripides-text neu zusammen, verändert ihn, ergänzt ihn, lässt 20 mädchen (die medeas von morgen) als chor auftreten, findet teils hoch ästhetische, teils völlig überflüssige bilder – mit dem resultat, dass einen diese ganze verstörende geschichte irgendwie kalt lässt. carolin conrad ist eine tolle schauspielerin mit einer grandiosen mimik, blitzende augen, zuckende mundwinkel, bebende nasenflügel. man würde sie gerne als medea sehen, in einer inszenierung, die eine haltung hat zu dieser figur und sich ihr nicht bloss spielerisch anzunähern versucht. die frosch-nummer hat carolin conrad definitiv nicht verdient.

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