Mittwoch, 18. Mai 2022

MÜNCHEN: PUSSY RIOT

volles haus und standing ovation für pussy riot an den münchner kammerspielen. es tut gut, russische künstlerinnen jetzt live zu erleben und ihnen aus vollem herzen zu applaudieren. es tut gut, dieses andere russland zu hören und zu spüren, das putin mit seinem höllischen treiben zudeckt und erstickt. er ist auch da, unübersehbar steht er vorne links im saal, lebensgross und lebensecht, in gefängnisklamotten und behängt mit schildern: putin to the hague, putin to court und #saynotoputin. aus den ereignissen, die dem legendären protest-gebet von pussy riot am 21. februar 2012 in der moskauer christ-erlöser-kathedrale folgten, schauprozess, arbeitslager, hungerstreik, hat frontfrau marija aljochina ein buch gemacht („riot days“). und dieses buch performt sie mit einer mitstreiterin von damals und neuen bandmitgliedern jetzt im westen: eine anti-putin-tour, 19 auftritte mit dem sound der revolution. zu krassen elektrobeats, noch krasserem schlagzeug (diana burkot) und schräg-melancholischem saxophon (anton ponomarew) singt mascha ihre geschichte, mal mit der kult gewordenen farbigen sturmhaube, mal mit sonnenbrille und in schwarzen tüchern wie bei einem trauerzug. es ist ein schriller und trotziger sprechgesang, dazu auf der riesigen leinwand permanent videosequenzen von aufgelösten demonstrationen, verhaftungen, kontrollen, körperlichen misshandlungen, arbeitslagern und absurden putin-auftritten. das ist punk, das ist dok, das ist ein einziger aufschrei. so tönt zorn. und welche kräfte er freisetzt: keine destruktive energie entsteht um diese frauen herum, sondern eine positive, eine mut machende, eine solidarische. nach einer atemlosen stunde sagt mascha zuletzt ganz ruhig diesen einen satz ins publikum: „es gibt keine freiheit, wenn man nicht täglich für sie kämpft.“

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