Freitag, 25. September 2020

MÜNCHEN: DAS HÄSSLICHE UNIVERSUM

die welt geht unter. sie braucht dazu gerade mal 80 minuten. „the goodbye show“ steht in leuchtschrift gross über der leeren bühne des münchner volkstheaters. gespielt wird „das hässliche universum“ der jungen ostdeutschen autorin laura naumann, ein stück über die zweifelhafte zukunft der zivilisation. sapir heller inszeniert es im stil einer variété-revue. anne stein macht auf dolly parton mit künstlichem monsterbusen, vincent sauer gibt mit künstlichem brusthaar den freddie mercury, nina steils einen frida-kahlo-verschnitt und silas breiding den brad pitt in troja-montur. zusammen sind die vier – ja, was denn? eine ziemlich atemberaubende mischung aus reality-tv, beerdigungs-combo und fridays-for-future-aktivisten. das hat drive, das hat witz, das hat durchaus auch substanz. „alles muss brennen“ gibt rosa per videobotschaft an alle weltbürger durch; rosa ist die grosse abwesende im stück, eine hoffnungsträgerin und projektionsfläche. alles muss brennen, also brennt alles. in den 80 minuten wird die kanzlerin per kopfschuss erledigt, hochhäuser stürzen ein, kinder werden entsorgt, motorboote abgefackelt. rosa ist nicht greta, rosa ist radikaler. sind wir noch zu retten? „das hässliche universum“ ist ein starker text zwischen sinnsuche und revolution, ein text mit unendlich vielen facetten, die die vier auf der bühne bis zum bitteren ende genüsslich auskosten. von „the goodbye show“ leuchtet schliesslich nur noch das „goodbye“, lämpchen aus. die welt, wie wir sie kannten, ist nicht mehr. folgt eine andere, eine neue? die devise am volkstheater ist klar – und sie wird eingelöst: „if it´s a funeral, let´s have the best funeral ever!“

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