Freitag, 5. Juli 2019

GISWIL: GROSSE REINIGUNG

ganz knapp haben wir’s unter das grosse zelt im gsang bei giswil geschafft. dann entlädt sich ein mordsgewitter. es prasselt aufs zeltdach, dass man kaum sein gegenüber versteht. mehr prasseln geht gar nicht. mehr hält das zelt nicht aus. denkt man. und dann knallt wieder ein donner und es prasselt noch mehr. ein apokalyptischer einstieg in die 14. ausgabe des volkskulturfests „obwald“.  nach dem aperoplättli ist die atmosphäre rund um den sarnersee keimfrei gereinigt und pünktlich zum konzertbeginn scheint die sonne in die bäume hinter der bühne. jetzt beginnt das mazaher ensemble aus ägypten mit der spirituellen reinigung. wie eine hohepriesterin steht die 68jährige sängerin om sameh auf der bühne, setzt mit ihrer tiefen stimme, sterotypen tanzschritten und tranceartigem trommeln zur veränderung unseres bewusstseinszustandes an. die traditionelle zar-musik will uns mit den geistern und mit uns selbst versöhnen. wäre da nicht ab und zu ihr schelmisches augenzwinkern in die vordersten reihen, könnte einen glatt die angst packen vor dieser dunkel-diabolischen ägypterin. so aber sind wir der inneren harmonie schon wieder einige takte näher – und bereit für den ersten naturjuiz mit einer obwaldner formation, die genau so tönt wie sie heisst: heiterluft. das absolute highlight des abends ergibt sich dann aus der kombination der appenzeller streichmusik vielseitig (fünf junge mädels) mit dem ägyptischen tarab quintett (fünf ältere herren), die sich tags zuvor erstmals begegnet sind. beide mit einem hackbrett im zentrum, beginnen sich die zehn musikalisch subtil zu umgarnen, mal dominiert nordafrika, mal die ostschweiz, pure spiellust führt zu faszinierenden klangwelten und einer rasenden standing ovation. gewitter, gesänge, glücksgefühle – reinigung komplett gelungen.  

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