ganz knapp haben wir’s unter das
grosse zelt im gsang bei giswil geschafft. dann entlädt sich ein mordsgewitter.
es prasselt aufs zeltdach, dass man kaum sein gegenüber versteht. mehr prasseln
geht gar nicht. mehr hält das zelt nicht aus. denkt man. und dann knallt wieder
ein donner und es prasselt noch mehr. ein apokalyptischer einstieg in die 14.
ausgabe des volkskulturfests „obwald“.
nach dem aperoplättli ist die atmosphäre rund um den sarnersee keimfrei
gereinigt und pünktlich zum konzertbeginn scheint die sonne in die bäume hinter
der bühne. jetzt beginnt das mazaher ensemble aus ägypten mit der spirituellen
reinigung. wie eine hohepriesterin steht die 68jährige sängerin om sameh auf
der bühne, setzt mit ihrer tiefen stimme, sterotypen tanzschritten und
tranceartigem trommeln zur veränderung unseres bewusstseinszustandes an. die
traditionelle zar-musik will uns mit den geistern und mit uns selbst versöhnen.
wäre da nicht ab und zu ihr schelmisches augenzwinkern in die vordersten
reihen, könnte einen glatt die angst packen vor dieser dunkel-diabolischen
ägypterin. so aber sind wir der inneren harmonie schon wieder einige takte näher
– und bereit für den ersten naturjuiz mit einer obwaldner formation, die genau
so tönt wie sie heisst: heiterluft. das absolute highlight des abends ergibt
sich dann aus der kombination der appenzeller streichmusik vielseitig (fünf
junge mädels) mit dem ägyptischen tarab quintett (fünf ältere herren), die sich
tags zuvor erstmals begegnet sind. beide mit einem hackbrett im zentrum,
beginnen sich die zehn musikalisch subtil zu umgarnen, mal dominiert
nordafrika, mal die ostschweiz, pure spiellust führt zu faszinierenden
klangwelten und einer rasenden standing ovation. gewitter, gesänge,
glücksgefühle – reinigung komplett gelungen.
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