Sonntag, 2. Juni 2019

MÜNCHEN: ADOPTIERTE TIROLER

das publikum meist mittleren alters, sehr urban. auf der bühne junge menschen, ausgesprochen urban. wir sind im münchner volkstheater, das sujet: jodeln. genau genommen: "laut yodeln vol. 2". so heisst das sympathische kleine festival, das die urbanen menschen in scharen anzieht. es bietet eine abenteuerliche reise durch verschiedene jodelwelten von balkan bis bluegrass. natürlich fehlt auch die schweizer crash-jodlerin erika stucky nicht, diesmal zusammen mit fm einheit, dem ehemaligen schlagwerker der einstürzenden neubauten, ein - vorsichtig formuliert - waghalsiges duo. für feinere töne, immer melancholisch, nie kitschig, sorgen "alma" aus wien: zwei geigerinnen, ein geiger, eine kontrabassistin und eine handharmonikaspielerin. sie sehen nicht wie volksmusikantinnen aus, sondern eher wie werbetexterinnen oder influencerinnen, und haben einen beeindruckenden musikalischen horizont. ihre töne und melodien finden sie in den bergen und in den tälern, in der vergangenheit und in der gegenwart, auf der strasse und im kopf. wenn sie dann so lustvoll beseelt zusammen musizieren, ist das erstens lebendige tradition und zweitens wunderschön, für urbane und rurale ohren gleichermassen. zu jedem stück sagen sie was, meist sehr persönliches. zum beispiel, dass der jodel jetzt dann gleich tönen wird wie von einem jungen aus den tiroler bergen, der in die stadt adoptiert wurde. man schliesst die augen, hört's - und wünscht sich mehr adoptierte tiroler jungs.

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