Donnerstag, 6. Juni 2019
GENÈVE: UN BALLO IN MASCHERA
es
ist eine unmögliche, eine verbotene beziehung: der schwedische könig liebt
heimlich eine verheiratete frau, die gattin seines besten freundes. in der
grossen liebesszene im zweiten akt von „un ballo in maschera“ findet giuseppe
verdi für diese dynamik der emotionen leidenschaftliche, schaurige, grandiose
melodien. das ist unbestritten best of verdi, das lässt keinen kalt. irina churilova
und ramón vargas singen sich am grand théâtre genève ebenso harmonisch wie
dramatisch durch dieses wechselbad der gefühle, zwei menschen ganz allein auf
dieser riesigen, fast leeren, dunkel-vernebelten bühne, zwei sänger mit
brillanten stimmen und einer phänomenalen ausstrahlung, sie singen sich
buchstäblich in ekstase, diese liebe elektrisiert den ganzen weiten raum, es sind magische momente. wenn sich
vargas beim musikalischen kulminationspunkt kurz abwendet und eine träne
abwischt, ist nicht ganz klar, ob dies zur rolle gehört oder ob ihn dieser
melodienrausch auch als profi und auch beim x-ten mal immer noch überwältigt.
dieser tenor ist 59 jahre alt, dirigent pinchas steinberg 74, regisseur
giancarlo del monaco 76. man könnte diese neu-inszenierung an der genfer oper
also durchaus als altherren-produktion bezeichnen. man könnte. doch nicht nur
der tenor beweist überzeugend, was gewisse ältere herren noch draufhaben. del monaco
fokussiert präzis auf die tragik der einzelnen figuren; das spiel mit masken,
verkleidungen und verstellungen taucht nicht erst beim finalen, für den könig
tödlichen ball auf, sondern zieht sich als psychologisches grundmotiv durch den
ganzen abend. und steinberg dirigiert das orchestre de la suisse romande
elegant, bisweilen geheimnisvoll, nie zu effekthascherisch. eine sternstunde der oper.
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