Samstag, 23. März 2019

HAMBURG: MIT IVAN KRPAN IN DIE HÖLLE

lächeln ist nicht seine sache. der junge mann trägt einen grauen anzug und wirkt irgendwie steif darin, er blickt ins publikum als ob es ihn blenden würde, nicht sympathien heischend, eher kühl distanziert. der junge mann kommt aus kroatien, ist 21 und heisst ivan krpan. er setzt sich im kleinen saal der elbphilharmonie an den flügel und läuft sich mit zwei beethoven-sonaten warm, hoch konzentriert, hoch virtuos, elegant und warm. und dann langt er richtig hin. mit ferruccio busonis rastloser sonatina seconda, mit "pensée des morts" und "après une lecture de dante" von franz liszt zieht er uns mit in dunkle abgründe, mit seinen gefühlten 40 fingern zielt er, hämmernd und federnd, direkt in die hölle. wer die augen schliesst, muss zur überzeugung gelangen, dass da mindestens sechs klavierberserker oder -innen an mindestens drei flügeln am werk sind. ein junger mann veranstaltet einen akustischen orkan, wild und laut und raumfüllend. nicht mehr kühl distanziert wirkt er jetzt, sondern völlig entfesselt. den namen ivan krpan wird man noch oft hören. beim schlussapplaus lächelt er dann doch noch oder deutet es zumindest an, irgendwie erlöst, der hölle noch einmal ganz knapp entronnen zu sein.

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