das erfreuliche zuerst: talise
trevigne (butterfly), otar jorjikia (pinkerton), domen krizaj (sharpless) und
kristina stanek (suzuki) verfügen alle über brillante stimmen. das theater
basel hat für puccinis „madama butterfly“ ein sensationelles
ensemble verpflichtet, das in den klangfarben grandios harmoniert. dirigent
antonello allemandi und das sinfonieorchester sind akkurate begleiter, nicht
das schwelgerisch-exotische der musik hervorstreichend, sondern das
zartbittere und herbe. es lässt allerdings wenig gutes erahnen, dass der
russische regisseur vasily barkhatov die butterfly ihre auftrittsarie in ihrem
chicen nagasaki-pavillon hinter einer scheibe singen lässt, smart-glass, das
prompt im falschesten moment in den milchglas-modus kippt und auch den
restlichen abend amok läuft. so arbeitet barkhatov: viel oberflächlicher und
ärgerlicher schnickschnack, wenig gespür für die intentionen des komponisten. pinkerton,
der amerikanische offizier, der sich ein japanisches püppchen aussucht,
schwängert, abreist und sie so zur verzweiflung und in den suizid
treibt, wird zum touri-trottel degradiert, kurze hosen, schuhe auf den tisch,
er äfft die japanischen zeremonien nach und fuchtelt pausenlos mit der selfiestange
durch die gegend. man ist fassungslos und fragt sich, woher da die echte, tiefe zuneigung einer
sensiblen geisha kommen soll. das liebesduett am ende des ersten aktes,
ein höhepunkt der oper, wirkt nach diesem setting nur unglaubwürdig,
sternenhimmel hin oder her. erst gegen ende, wenn pinkerton nach drei jahren samt us-ehefrau zurückkehrt und sein kind abholen will, gelingen einige
wirklich starke bilder: wie schachfiguren bewegen sich die protagonisten in
dieser konfliktsituation, kammerspielartig konzentriert, endlich fern aller klischees
und nahe an der musik. zu spät.
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