die basilica di san giorgio maggiore
auf der kleinen insel gegenüber dem markusplatz in venedig ist ein meisterwerk
von andrea palladio. in diesen prachtvollen klassizistischen raum hat
michelangelo pistoletto 18 hochformatige spiegel gehängt. 18 spiegel in einem
kreis. 18 spiegel, die sich in der zugluft auch mal bewegen. der betrachter
steht in diesem kreis, sieht sich da und dort, geht umher, sieht andere, sieht
vieles plötzlich von einer anderen seite, kann manchmal nicht mehr
unterscheiden zwischen den echten menschen und den gespiegelten. „love
difference – vielfalt lieben“ hat der 84jährige pistoletto diese installation
genannt. man muss sie nicht einmal wie er religiös verstehen, um sie genial zu
finden: eine etude über wahrheit und wahrnehmung, ein einfacher, verspielter,
tiefsinniger einstieg in diese biennale. anschliessend machen wir 12‘771
schritte durch die kunst dieser welt. die biennale 2017 wirkt auf uns überladen
bis vollgestopft und zeigt erstaunlich viel unpolitisches, viel aufgewärmtes, viel
dekoratives, viel buntes, viel banales (bitte, bitte einfach keine farbigen
stoffballen und stoffbahnen und fadenknäuel mehr, die den ach so kunterbunten
reichtum dieser welt illustrieren und verherrlichen). eine überdosis
kontemplativer videos lässt immerhin ein zentrales anliegen festmachen: das
bedürfnis nach entschleunigung. ein bedürfnis, das künstlerinnen und künstler
und publikum zu teilen scheinen, denn dort, wo fast oder gar nichts passiert,
harren die betrachter in scharen und am längsten aus. die magie des nichts. auch
ein erfolg.
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