Dienstag, 5. September 2017

LUZERN: DEM LIEBEN GOTT

da ist sie wieder, die angst vor der neunten! „i‘ mag dö neunte nöt anfangen, i‘ trau mi‘ nöt, denn auch beethoven machte mit der neunten den abschluss seines lebens“, notierte anton bruckner einmal – und fing dann im sommer 1887 doch an damit. die sinfonie nr.9 d-moll geriet ihm zum „mysterium tremendum et fascinosum“, zu einem vielschichtigen und gross gedachten werk, das sich allen damals gängigen musikalischen mustern entzog und den weg für mahler und schönberg ebnete. sie blieb unvollendet, auch hier also ein abschied vom leben, ein zwischen furcht und verzweiflung schwankender ruf nach göttlichem erbarmen. natürlich widmete der fromme komponist seine letzte sinfonie „dem lieben gott“, niemand geringerem: „die neunte ist für den allerhöchsten könig da oben bestimmt. (…) wenn mi‘ lang niemand verstanden hat und viel mi‘ aa jetzt no‘ net verstehn: er wird’s begreifen.“ so wie daniele gatti und sein royal concertgebouw orchestra amsterdam diese bruckner 9 jetzt im rahmen des lucerne festival dargeboten haben, so intensiv, so erhaben, so entrückt – so begreifen auch wir bruckners annäherung an die göttliche schöpfung. oder lassen uns von ihr ergreifen.

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