Samstag, 9. September 2017

LUZERN: LE GRAND MACABRE

der eindrücklichste moment dieser saisoneröffnungspremière am luzerner theater? das waren die fünf minuten kunstpause mitten im zweiten bild. fünf minuten nichts, bühne und orchester total eingefroren, fünf minuten stiller protest gegen die sparwut der luzerner regierung: so öd wäre die welt ohne kultur. davor und danach györgy ligetis groteske oper „le grand macabre“, in der nekrotzar, tod und teufel in einem, den weltuntergang plant, ihn aber gründlich versemmelt. krass wenig inhalt für zweieinhalb stunden. musikalisch ist dieses werk ebenso reich wie schräg und gewöhnungsbedürftig, mit furzenden autohupen, knallenden brettern, je einer prise mozart, offenbach, monteverdi, alles bis zur unkenntlichkeit entstellt und tierisch schwierig für sänger und orchester, die das aber unter der leitung von clemens heil bravourös und lustvoll bewältigen. für die regie wurde herbert fritsch eingeflogen, bei dem bekanntlich alles immer vor allem knallbunt ist, diesmal sind es sieben knallbunte särge, ein ebenso effektvoller wie naheliegender einfall für ein grusical. wenn immer wieder auch „the rocky horror picture show“ zitiert wird, mag man nur müde schmunzeln, denn die ist einfach besser. fritschs regie bleibt sinnfrei und rein illustrativ: sobald die melodien zucken, zucken auch die sängerinnen, wenn die rhythmen stampfen, stampfen auch die sänger. das ist unter dem strich ziemlich viel ziemlich doofer slapstick. der hübscheste einfall sind zwei bleiche buben, die im kostüm der wiener sängerknaben immer wieder durch die szenerie schlurfen und das gähnen unterdrücken wie der kleine barron trump am wahltag seines vaters: wo, bitte, bin ich da hingeraten?

1 Kommentar:

  1. Da hätte man den Samstag besser am Fest zur Saisoneröffnung des Schauspielhauses in Luzern Nord verbracht: tolle Bühnenshow mit kleinen Amuse-Bouches als Vorschau auf die Saison, Rundgang durch das Haus, Auktion von Requisiten, Installation im Keller, Party mit DJ ... Gut gemacht, Crew des Schauspielhauses!

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