wer
backsteinmauern und rostige feuerleitern auf die bühne stellt und sie tiefrot
und violett ausleuchtet, will entweder die west-side-story aufführen oder er
nimmt in kauf, dass sich das publikum permanent daran erinnert und damit
vergleicht. das wird richard wherlock am theater basel zum verhängnis, dessen
neues handlungsballett „robin hood“ eine east-end-story sein will: er zimmert
rund um den alten rächer-mythos eine neue geschichte, beamt den helden in die
swinging sixties und lässt ihn in der gangster-szene des londoner ostens aufräumen.
dazu dirigiert thomas herzog beherzt ein musikalisches pasticcio von renaissance-madrigalen
bis britten und bond, james bond. ein attraktives wunschkonzert, das allerdings
nicht darüber hinwegzutäuschen vermag, dass diese robinhoodiade, man muss es
sagen, dramaturgisch ausgesprochen dürftig daherkommt: ein allzu braves märchen
von ganoven und gutmenschen, 5 prozent love-story, 95 prozent kampf der gangs,
immer und immer wieder kampf der gangs, penetrant redundant – und der bedauernswerte jorge garcía
pérez in der titelrolle, der mit flaschenbodenbrille und hosenträgern ausschaut
wie ein jämmerlicher steuerbeamter, erhält kaum eine gelegenheit, als figur charakter oder
wenigstens konturen zu entwickeln. wherlocks choreografie ist reich an tempo,
an akrobatik, an witzigen ideen und bonbonfarbenen kostümen, viel verpackung
und wenig inhalt. man kann es auch positiv sehen: holiday on ice, aber ganz
ohne ice, das schafft nur das basler ballett.
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