Donnerstag, 1. Dezember 2016

BASEL: ROBIN HOOD IM EAST END

wer backsteinmauern und rostige feuerleitern auf die bühne stellt und sie tiefrot und violett ausleuchtet, will entweder die west-side-story aufführen oder er nimmt in kauf, dass sich das publikum permanent daran erinnert und damit vergleicht. das wird richard wherlock am theater basel zum verhängnis, dessen neues handlungsballett „robin hood“ eine east-end-story sein will: er zimmert rund um den alten rächer-mythos eine neue geschichte, beamt den helden in die swinging sixties und lässt ihn in der gangster-szene des londoner ostens aufräumen. dazu dirigiert thomas herzog beherzt ein musikalisches pasticcio von renaissance-madrigalen bis britten und bond, james bond. ein attraktives wunschkonzert, das allerdings nicht darüber hinwegzutäuschen vermag, dass diese robinhoodiade, man muss es sagen, dramaturgisch ausgesprochen dürftig daherkommt: ein allzu braves märchen von ganoven und gutmenschen, 5 prozent love-story, 95 prozent kampf der gangs, immer und immer wieder kampf der gangs, penetrant redundant – und der bedauernswerte jorge garcía pérez in der titelrolle, der mit flaschenbodenbrille und hosenträgern ausschaut wie ein jämmerlicher steuerbeamter, erhält kaum eine gelegenheit, als figur charakter oder wenigstens konturen zu entwickeln. wherlocks choreografie ist reich an tempo, an akrobatik, an witzigen ideen und bonbonfarbenen kostümen, viel verpackung und wenig inhalt. man kann es auch positiv sehen: holiday on ice, aber ganz ohne ice, das schafft nur das basler ballett.

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