Dienstag, 13. Dezember 2016

MILANO: FELTRINELLI PORTA VOLTA

in der euphorie um die elbphilharmonie ging ein wenig unter, dass herzog & de meuron parallel zu hamburg auch in mailand ein prestigeprojekt laufen hatten: der neue hauptsitz der fondazione feltrinelli bei der porta volta. die basler architekten haben der linken verlegerdynastie ein ausgesprochen chices stück stadt beschert. der „corriere della sera“ nannte es bereits liebevoll einen auf die erde gelegten wolkenkratzer. es handelt sich um einen gut 200 meter langen, scharf geschnittenen und oben zugespitzten riegel entlang der via pasubio, inspiriert von den strengen strukturen lombardischer bauernhöfe einerseits und mailänder stadtpalästen anderseits und im unterschied zu diesen vorbildern fast ausschliesslich aus fenstern bestehend, in den unteren etagen rechteckig, in den giebelgeschossen trapezförmig. ein durch und durch transparentes gebäude also, baulich und auch konzeptionell: die buchhandlung im parterre ist auch eine bar, die bibliothek unter dem dach auch zukunftswerkstatt. in diesem open-space und auf der prächtigen piazza davor sollen junge und alte, arbeiter und akademikerinnen, italienerinnen und chinesen (die mailänder chinatown liegt gleich nebenan) zusammen denken, streiten, phantasieren, planen. „il futuro non nasce da solo“ lautete die aufforderung bei der eröffnung heute. die umgebung scheint da beinahe zu widersprechen: in fussdistanz zur fondazione feltrinelli lassen sich neue wolkenkratzer von zaha hadid und arata isozaki besichtigen, eine wohnresidenz von daniel libeskind und ein verlagsgebäude von renzo piano. mailand wächst und wuchert und ist ein ebenso lebendiges wie hochkarätiges museum zeitgenössischer architektur. „un luogo dell‘ utopia possibile“ will feltrinellis neuer palazzo sein; dieser brand könnte für die ganze stadt stehen. mailand wird unterschätzt.

1 Kommentar:

  1. Wow. Super Blogeintrag! Macht sehr Lust gleich wieder einmal nach Mailand zu fahren!

    AntwortenLöschen