in
der euphorie um die elbphilharmonie ging ein wenig unter, dass herzog & de
meuron parallel zu hamburg auch in mailand ein prestigeprojekt laufen hatten: der neue hauptsitz der fondazione feltrinelli
bei der porta volta. die basler architekten haben der linken verlegerdynastie ein ausgesprochen chices stück stadt beschert. der „corriere
della sera“ nannte es bereits liebevoll einen auf die erde gelegten wolkenkratzer. es handelt sich um einen gut 200 meter langen, scharf geschnittenen und oben zugespitzten
riegel entlang der via pasubio, inspiriert von den strengen strukturen
lombardischer bauernhöfe einerseits und mailänder stadtpalästen anderseits und
im unterschied zu diesen vorbildern fast ausschliesslich aus fenstern bestehend, in den unteren etagen rechteckig, in den giebelgeschossen trapezförmig. ein
durch und durch transparentes gebäude also, baulich und auch konzeptionell: die
buchhandlung im parterre ist auch eine bar, die bibliothek unter dem dach auch
zukunftswerkstatt. in diesem open-space und auf der prächtigen piazza davor sollen junge und alte, arbeiter und
akademikerinnen, italienerinnen und chinesen (die mailänder chinatown liegt
gleich nebenan) zusammen denken, streiten, phantasieren, planen. „il futuro non
nasce da solo“ lautete die aufforderung bei der eröffnung heute. die umgebung scheint da beinahe zu
widersprechen: in fussdistanz zur fondazione feltrinelli lassen
sich neue wolkenkratzer von zaha hadid und arata isozaki besichtigen, eine
wohnresidenz von daniel libeskind und ein verlagsgebäude von renzo piano. mailand
wächst und wuchert und ist ein ebenso lebendiges wie hochkarätiges museum zeitgenössischer architektur.
„un luogo dell‘ utopia possibile“ will feltrinellis neuer palazzo sein; dieser
brand könnte für die ganze stadt stehen. mailand wird unterschätzt.
Wow. Super Blogeintrag! Macht sehr Lust gleich wieder einmal nach Mailand zu fahren!
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