Freitag, 22. Juli 2016

MÜNCHEN: FIGAROS ENTSTELLTE HOCHZEIT

zu dritt liegen sie in der badewanne, neben- und übereinander, und brabbeln sich die an der stirne festgeklebten knopfmikrophone gegenseitig voll - mit von der dramaturgie zu häppchen zerstückelter revolutionstheorie. das schönste an diesem bild ist die alte badewanne: mit ihren blankpolierten weissen klauenfüsschen weist sie wenigstens annähernd in die zeit von mozarts "nozze di figaro". der ungarische regisseur david marton stellt nicht mozarts raffiniert vibrierende und die herrschenden verhältnisse subtil kritisierende musik ins zentrum seiner inszenierung, sondern seine lust, mit einem mehrheitlich aus nicht-sängern bestehenden ensemble sich diesem stoff und dieser musik anzunähern. sie suchen töne, oft ohne erfolg, sie suchen ihren zugang zu den figuren dieser oper, sie vertreiben sich die zeit mit mehrsprachiger konversation und leibesübungen. was die kammerspiele vollmundig als "opernhaus"-projekt annoncieren, ist bestenfalls ein opernstudio. nach mehr als zwei stunden singen thorbjörn björnsson (der einzige mit geschulter opernstimme) und jelena kuljić (mit ihrem wunderbaren jazz-timbre) das finale versöhnungsduett von figaro und susanna, hochmusikalisch und echt anrührend. aber eben erst nach zwei überdehnten stunden. die münchner kammerspiele strapazieren die neugier, das interesse und die geduld ihres publikums. auf der bühne ist auch ein korbballfeld angedeutet, genutzt wird es von niemandem und für nichts. vielleicht mag sich der entstellte mozart hier seinen ärger wegtoben.

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