bastian, caroline, colin, daniel, irina, jonathan, maike, merlin, nurit, philipp. schöne
namen. vier frauen, sechs männer, zwischen 21 und 27 jahre alt. sie sind der
vierte jahrgang der otto-falckenberg-schule in münchen, abschlussklasse. sie sind die
schauspielerinnen und schauspieler von morgen. ivo ist die abkürzung des
grauens für alle schauspielschüler. ivo, intendantenvorsprechen. da sitzen sie
dann, die theaterleiter und dramaturginnen und agenten, und glotzen und mustern und entscheiden über karrieren.
die falckenberg-klasse gibt alles, poetisches und plakatives, koltès und
kroetz, hofmannsthal und tschechow, allein und zu zweit. die ganze kunst und
der ganze schweiss - wie immer beim ivo. doch etwas ist anders: die
kammerspiele und der schweizer regisseur boris nikitin haben das vorsprechen
dieses jahr zu einer öffentlichen veranstaltung gemacht, das vorsprechen findet
vier oder fünf mal statt, mit publikum. beim anschliessenden gespräch neben der bühne wird
schnell klar: dieses setting ist eine erlösung für die theaterklasse, weil der
saal atmet und reagiert; es ist eine erleichterung für die beobachtenden
profis, weil sie mit ihrer unangenehmen rolle in einer masse verschwinden
können; es ist ein gewinn fürs publikum, das einen entscheidenden moment in
einer schauspielerkarriere live miterleben kann. warum also ist dieses
öffentliche vorsprechen die ausnahme, nicht die regel? und warum heisst eine
veranstaltung, wo so viel bewegung und musik und emotion und kraft den raum
füllt, vorsprechen?
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