die
nürnberger gesellschaft für konsumforschung (gfk) ermittelte die häufigsten
gründe für streit unter nachbarn in deutschland: ruhestörender lärm,
missachtete nachbarpflichten (treppenhausreinigung usw.), stinkende/dreckige/laute
haustiere, unfreundlichkeit, störende besucher, lästiger
zigarettenrauch, verdreckte gemeinschaftsräume. welches gewicht dieser
kleinkrieg im alltag der deutschen hat, welche bedeutung für die befindlichkeit
dieser nation, wird erst dadurch vollumfänglich klar, dass gerhard polt ihm ein
abendfüllendes programm widmet! zweieinhalb stunden über
nachbarschaftsstreitereien!! an den münchner kammerspielen, dem theater der
ganz grossen themen und konzepte!!! „ekzem homo“ heisst die veranstaltung, der
mensch als plage. kulminationspunkt der poltschen volkskunde ist der satz: „um
einen anderen umzubringen, muss man ja nicht zwangsläufig religiös sein.“
vereint mit seinen nach wie vor brillanten musikantenkumpeln, den well-brüdern
aus dem biermoos, kämpft sich polt durch laubbläser- und grillrauchattacken,
die kleingeistigkeit der ortsfeuerwehr bekommt ihr fett ab, die
kleingeistigkeit der laientheatergruppe, die kleingeistigkeit der csu und die
kleingeistigkeit der katholischen kirche. immer auch liebevoll augenzwinkernd,
immer auch mit hundert gramm philosophie, wobei ihm der gute alte nestroy pate
stand: der mensch an und für sich ist gut, aber die leut´ sind ein gesindel.
die zahl der nachbarschaftsverfahren vor deutschen gerichten wächst. mag sein,
dass man als nicht-deutscher die ultimative brisanz der thematik nicht wirklich
nachvollziehen kann oder will, doch auch die scharfe beobachtung des
rest-publikums lässt kaum zweifel an der gesamtbilanz: der polt war auch schon
polter.
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