vier
clevere schulkinder lesen und spielen sequenzen aus dostojewskis „der spieler“.
wie aus einer fernen, fremden welt. fünf schauspieler lesen und spielen
ebenfalls szenen aus diesem roman. wie aus einer sehr nahen, sehr vertrauten
welt, die vom geld getrieben wird und nur vom geld. was die kinder und die erwachsenen
verbindet, sind mehrere dutzend umzugskartons: das symbol des unterwegsseins,
des unbehaustseins, des suchens als bühnenbild und spielmaterial
für grosse und kleine schauspieler, die sich immer wieder begegnen und
spiegeln. christopher rüping zeigt in seiner inszenierung an den münchner
kammerspielen eine annäherung an diese russische gesellschaft, die im fiktiven
roulettenburg ultimativ dem glücksspiel verfällt und dabei geld und gefühle
gleichermassen verjubelt. thomas schmauser in der titelrolle als privatlehrer
mit casinodrang hat gefühlt alle zehn minuten eine schreiarie, einmal darf er –
durchaus beeindruckend – auch tierstimmen imitieren; der weg des spielers in
die verzweiflung und einsamkeit wird hier also permanent und penetrant
akustisch markiert. dieser abend ist alles: brülltheater, dancefloortheater, videotheater,
hüpfburgentheater. und dieser abend ist nichts: die figuren bleiben eindimensional,
der diskurs und die atmosphäre auf der strecke, dostojewski verhackstückelt, die regie findet keinen rhythmus. dieser abend
ist alles und nichts, er ist mal erheiternd, oft ernüchternd und mit vielen
längen vor allem auch sehr ermüdend. für die kinder gab´s am schluss herzlichen
beifall, fürs regieteam üppig buhs. christopher rüping ist ab nächster
spielzeit hausregisseur an den kammerspielen. mal sehen.
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