eher
unvorteilhaft gebaute herren in vulgären slips und mit überdimensionierten
winnie-the-pooh-plüschmasken sind nicht das erste, was mir zum stichwort
"erotische phantasien" einfällt. meiner gemahlin übrigens auch nicht.
mit genau solchem personal aber bevölkert regisseur giancarlo marinelli seine
inszenierung von arthur schnitzlers "traumnovelle" am grossen teatro
quirino in rom. das ausgeklügelte spiel zwischen dem arzt fridolin und seiner
gattin albertine, die sich mit erotischen phantasien und geheimen wünschen
zunächst necken und später, wenn sich die grenzen von traum und wirklichkeit
verschieben oder aufheben, zutiefst verunsichern, entbehrt hier jeder
raffinesse; ein gespür für intimere szenen oder für das abgründig-knisternde
der vorlage entwickeln weder regisseur noch schauspieler. da wird nicht mit feinen
verbalen klingen gefochten, sondern mit brusthaarteppichen gewedelt. fridolins
mutter wird unvermittelt zu einer hauptfigur, ihre schimpftiraden auf sohn und
schwiegertochter geraten zu hässlichen und letztlich unmotivierten arien; der
verdacht liegt nahe, dass die ältere kollegin im ensemble auch wieder mal
rollenfutter brauchte. und auch den verdacht, dass einem mit rai und mediaset
sozialisierten publikum selbst ein ernsthafter, tiefgründiger stoff nur noch in
knalliger variété-verpackung zugemutet werden kann, werden wir nicht ganz los.
schnitzler a roma: es war eine art mutprobe.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen