Mittwoch, 1. April 2015

ROMA: LUCIA DI LAMMERMOOR

staatspräsident sergio mattarella betritt mit entourage die königsloge. der botox-gesättigte saal erhebt sich und applaudiert. dirigent roberto abbado setzt an, nicht zur ouverture, sondern zur italienischen nationalhymne. der botox-gesättigte saal erhebt sich erneut und singt ergriffen mit. eine opernpremière als staatsakt. geehrt wird starregisseur luca ronconi, der am 21.februar 83jährig starb. er hätte diese "lucia di lammermoor" an der opera di roma inszenieren sollen; das konzept stand, die proben allerdings konnte er nicht mehr leiten. seine mitarbeiter übernahmen. das resultat: zwiespältig. auf der positiven seite die bühnengestaltung, die sich jedem realismus widersetzt und eindrückliche psychologische räume schafft, hell und hoch und trotzdem ausweglos wie ein kerker, ein kloster, ein kastell. hier gibt es kein entrinnen, für lucia nicht (die aus familienräson den falschen mann heiraten muss) und ebenso wenig für all die drahtzieher, die sie umgeben. doch dieser visuelle ansatz findet im szenischen keine entsprechung. die protagonisten, eh schon ziemlich steif gehalten in den kostümen aus der schaffenszeit von donizetti, werfen sich in die konventionellsten opernposen, da entsteht keine spannung zwischen den figuren, viel plumpes rampensingen, nix raffinierte psychologie - das kann ronconi so nicht gewollt haben. jessica pratt (lucia), marco caria (enrico) und stefano secco (edgardo), deren leidenschaftliche stimmen prächtig harmonieren, verleihen dem abend immerhin eine ganze reihe vokaler glanzlichter. ein stimmenfest für den toten regisseur.

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