ganz
vergessen, dass es im opernhaus zürich auch richtig schlechte plätze gibt.
1.rang links, loge 6, platz 4, von hier sieht man nur die halbe bühne. pech
gehabt und selber schuld. auf der rechten bühnenhälfte wird tschaikowskys „pique
dame“ gegeben, auf der linken vermutlich auch. regisseur robert carsen
reduziert die zahlreichen schauplätze dieser oper auf einen einzigen: es ist ein
düsterer spielsaal, der mit dunkelgrünen teppichen, dunkelgrün bespannten
tischen und dunkelgrün gepolsterten wänden den ultimativ klaustrophobischen
rahmen abgibt für die ausweglose geschichte des mittellosen offiziers hermann,
der der spielsucht verfällt, in seinem wahn seine liebe zu lisa verscherzt und
den tod ihrer grossmutter, der gräfin, verschuldet. carsen fokussiert ganz
stark auf diesen hermann und seine obsession, rückt ihn im abgedunkelten raum immer
wieder in einen grellen lichtkegel, lässt ihn so zum beispiel auf der gräfin bett
im imaginierten geldregen tanzen, während die russische gesellschaft im
schatten verstummt und sich zunehmend abwendet. gespenstische bilder. hermann
wird gesungen von aleksandrs antonenko – ein name wie ein russischer
flugzeugträger und eine kräftige, farbenreiche stimme, mit der er sich
chancenreich für die nachfolgeorganisation der drei tenöre bewerben kann. nicht
sehr subtil wird im orchestergraben angerichtet: jiri belohlavek dirigiert
wenig dynamisch und wenig differenziert; der zauber und die geheimnisse von
tschaikowskys personenzeichnungen fallen der lautstärke zum opfer, die
problemlos für die arena di verona reichen würde. oder liegt das auch an meinem
unvorteilhaften platz?
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