wer
tagsüber seinen füllfederhalter verlegt hat und abends ins theater geht, der
wird bestimmt bis zum ende der vorstellung wissen, wo er ihn wiederfindet.
weil: im theater übernehmen die schauspieler fürs publikum die gewaltige
denkarbeit und die emotionale belastung – und der kopf des zuschauers wird leer
und frei für die wirklich wichtigen dinge. den füllfederhalter zum beispiel.
diese ebenso grossartige wie naheliegende theorie der rezeption und nicht-rezeption äussert einer der
vier schauspieler in „gasoline bill“, der neusten produktion von rené pollesch
an den münchner kammerspielen. einmal mehr hat pollesch seinen dialektischen
textwolf mit ziemlich viel adorno und max weber gefüttert. inhalt, wie gehabt:
kritik an den herrschenden zuständen, diesmal unter besonderer berücksichtigung
der zwischenmenschlichen beziehungen (frau/mann, mann/mann und eben
zuschauer/schauspieler). pollesch ist sich seit seinen anfängen mit der soap „java
in a box“ am luzerner theater treu geblieben: er mutet dem ensemble gewaltige textmengen
und ein höllisches tempo zu, so dass nach wie vor der souffleur zu einer
hauptfigur wird (spezial-applaus für joachim wörmsdorf) – vor allem, wenn eine
rolle in dieser hochintellektuellen, sagen wir, revue noch kurzfristig
umbesetzt werden muss (spezial-applaus für den grandiosen einspringer bernhard
schütz). warum das stück „gasoline bill“ heisst, erschliesst sich nicht auf
anhieb; vermutlich weil die vier schauspieler als cowboys verkleidet sind.
warum die vier schauspieler als cowboys verkleidet sind, das erschliesst sich
auch auf den zweiten blick nicht. so, und jetzt geh´ ich meinen füllfederhalter
suchen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen