luzern
spielt bayreuth. das lucerne festival bietet wagners „ring“ komplett, vier
abende, currywurst und flammkuchen in den langen pausen, weiss gedeckte tische
vor dem kkl, b-promis im a-outfit. wir gönnen uns „die walküre“ (nicht nur weil
man den walkürenritt einmal im leben live erlebt haben muss). angesagt ist eine
konzertante aufführung, „weil die sänger dann eine freiheit bekommen, die sie
auf der bühne nie haben können. diese freiheit verstärkt ihre erzählkraft.“ dies
versprach jonathan nott vorab, der frühere chef des luzerner
sinfonieorchesters, der jetzt mit seinen bamberger symphonikern diesen
wagner-marathon absolviert. irgendwie müssen ihn die sänger missverstanden
haben: sie singen nicht einfach konzertant, sondern bewegen sich vor dem
orchester, deuten szenen an und liefern ihre handelsüblichen posen, gesten,
blicke. wenn zwischen sieglinde (meagan miller) und ihrem zwillingsbruder
siegmund (klaus florian vogt) eine zarte liebe erwacht, schleichen sie auf dem
podium hin und her wie hänsel und gretel im wald. theäterle. so spielen
opernstars, wenn kein regisseur und kein konzept sie bändigen. das ist nicht
konzertant, sondern ärgerlich, richtig ärgerlich! und sonst? nott erzählt die
geschichte um machtstreben und liebesverzicht in schönen, strömenden farben, taucht
in die emotionen ein, entwickelt die grossen bogen, lässt die kleinen motive
glänzen – und kämpft zwischendurch immer wieder mit einer unpräzisen und
retardierten blech-sektion, die der aufgabe nicht gewachsen ist. ganz ist
luzern noch nicht in bayreuth angekommen.
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