während
die szene gerade mal wieder intensiv bis erbittert diskutiert, ob print morgen oder
übermorgen untergeht, ob mit getöse oder nur mit gejammer, präsentiert das haus der
kunst in münchen eine hübsche kleine ausstellung, die zeigen will, dass papier
gewicht hat: paper weight. gewicht und zukunft. in zwei räumen stehen
überdimensionale und ausgarnierte doppelseiten von 15 unabhängigen und stilbildenden magazinen,
die alle in diesem jahrtausend gegründet wurden und die alle, egal ob sie sich
design, sex, essen oder architektur widmen, prächtig pendeln zwischen verführung
und manifest. sinnlich und politisch sein, das ist ihr erfolgsrezept. damit
will so ein schweres magazin ein anker sein in einer flüchtigen welt. und es
hat tatsächlich welche drunter, über die man sich freut, weil es sie schon
längst geben sollte. „apartamento“ zum beispiel, ein magazin übers wohnen: keine
hochglanzpostille mit aseptischer architektur, keine unbelebten wahnsinnsräume,
sondern lauter behausungen mit menschen aus aller welt, die im schlafzimmer
gerade den neuen bh anprobieren, in der küche die brotzeit für den hund präparieren
oder ziemlich unbeobachtet auf ihrem lieblingssofa lümmeln. diese architektur
lebt, diese bildstrecken inspirieren mehr als alle kunst- und wohnkataloge. natürlich
ist „apartamento“ im museumsshop längst ausverkauft.
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