Donnerstag, 12. September 2013

MÜNCHEN: PAPER WEIGHT

während die szene gerade mal wieder intensiv bis erbittert diskutiert, ob print morgen oder übermorgen untergeht, ob mit getöse oder nur mit gejammer, präsentiert das haus der kunst in münchen eine hübsche kleine ausstellung, die zeigen will, dass papier gewicht hat: paper weight. gewicht und zukunft. in zwei räumen stehen überdimensionale und ausgarnierte doppelseiten von 15 unabhängigen und stilbildenden magazinen, die alle in diesem jahrtausend gegründet wurden und die alle, egal ob sie sich design, sex, essen oder architektur widmen, prächtig pendeln zwischen verführung und manifest. sinnlich und politisch sein, das ist ihr erfolgsrezept. damit will so ein schweres magazin ein anker sein in einer flüchtigen welt. und es hat tatsächlich welche drunter, über die man sich freut, weil es sie schon längst geben sollte. „apartamento“ zum beispiel, ein magazin übers wohnen: keine hochglanzpostille mit aseptischer architektur, keine unbelebten wahnsinnsräume, sondern lauter behausungen mit menschen aus aller welt, die im schlafzimmer gerade den neuen bh anprobieren, in der küche die brotzeit für den hund präparieren oder ziemlich unbeobachtet auf ihrem lieblingssofa lümmeln. diese architektur lebt, diese bildstrecken inspirieren mehr als alle kunst- und wohnkataloge. natürlich ist „apartamento“ im museumsshop längst ausverkauft.

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