keine zeile bringt der einst
gefeierte dichter walter kranz mehr zu papier. seit jahren. doch dann fällt ihm
endlich wieder ein gedicht ein, ein grosses gedicht: „der albatros“. nur
schade, dass eben dieses gedicht jahrzehnte zuvor schon stefan george geschrieben
hat. in seiner verzweiflung entschliesst sich kranz, stefan george zu werden,
ändert das outfit entsprechend, hält sich hübsche jünger, die ihn bejubeln; nur
mit dem schwul-sein will´s nicht wirklich klappen. what a story! dieses durch
und durch durchgedrehte ding hat sich rainer werner fassbinder ausgedacht und
1976 als „satansbraten“ verfilmt, eine farce über den schnelllebigen kulturbetrieb
jener zeit. fake, remake, plagiat – eine steilvorlage für stefan pucher, der
den braten jetzt auf die bühne der münchner kammerspiele bringt. er macht das
abkupfern zum stilprinzip seiner inszenierung, baut in einem filmset ganze fassbinder-szenen
nach. doch jener zeitgeist hat sich verflüchtigt, weshalb dem höllenspektakel hier
dringlichkeit und schärfe fehlen. freut man sich halt, die schauspieler aus der
obersten liga mal beim klamauk-machen für sich zu haben: sie kochen rührei,
sammeln fliegen, killen edelnutten und wolfgang pregler – als kranz immer im
zentrum – wuselt als selbstgefälliger wichtel und arroganter widerling durch
diese welt und seinen grössenwahn. und ja, übrigens, weil das mit dem gedicht
nichts wurde, wirft sich kranz am ende des stücks auf einen roman, einen wirklich
grossen roman, der titel lässt da keinen zweifel: „keine feier für den toten
hund des führers“.
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