Sonntag, 20. Mai 2012

LUZERN: KITTELBERGERS KOLOSSALE KOLORATUR-ORGIE

ein fensterloser salon mit kronleuchter, blitzblankem parkettboden und edlen grünen stofftapeten. in diesen gepflegten hohen raum schmettert sumi kittelberger noch viel höhere koloraturen, atemlos und pausenlos und furchtlos. sumi kittelberger ist sopranistin am luzerner theater und beweist hier seit fünf jahren, dass sie das mit den koloraturen ganz meisterlich draufhat. jetzt hat das theater extra für seinen star ein selten bis nie gespieltes öperchen ausgegraben, das weitgehend aus koloratur-sequenzen besteht: „le toréador ou l’accord parfait“ von adolphe adam (1849). und da rast frau kittelberger jetzt definitiv auf der koloraturmässigen überholspur. sie jagt ihre stimme - schier unglaublich - zwei stunden lang durch triolen und synkopen in immer schwindelerregendere tempi und höhen, bietet feinste federleichte stimmakrobatik und singt ihre beiden bühnenpartner (flurin caduff als ehemann/stierkämpfer und utku kuzuluk als verehrer/flötist) charmant an die stofftapete. johannes pölzgutter gelingt es wunderbar witzig, die schlichte handlung, wie frau mit zwei rivalisierenden männern glücklich in einer ménage à trois endet, so an den rand zu inszenieren, dass sie dieses musikalische feuerwerk nicht weiter stört. eine oper ganz ohne tiefe – aber mit hunderten von höhenflügen. un petit bijou.

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