Freitag, 25. März 2011

MÜNCHEN: NEUSCHWANSTEIN RELOADED

seit exakt 125 jahren ist er tot, doch er treibt die bayern bis heute um: ludwig II. – der bayernkönig, der märchenkönig, der herr von neuschwanstein. und nicht nur die bayern treibt er um. an den münchner kammerspielen hat der niederländische (!) intendant einen belgischen (!!) regisseur verpflichtet, um aus dem ludwig-film von luchino visconti einen theaterabend zu machen. und der belgische regisseur hat selbigen ludwig mit einem niederländischen (!!!) schauspieler besetzt. statt edelkitsch gibt’s deshalb eine ebenso distanzierte wie differenzierte auseinandersetzung mit dem tragischen monarchen zu sehen. bereits das räumliche konzept dieser inszenierung verdeutlicht den grundkonflikt auf bemerkenswerte weise: mitten auf der bühne steht ein kleiner würfel, darin auf engem raum der ganze palastprunk, gold, spiegel - der ort für die öffentlichen auftritte, die dieser könig kaum erträgt; darum herum ein riesiger dunkler raum, mal ganz leer, mal nachtblau, mal voll von wirren kreidezeichnungen - der ort für des königs melancholie, seine schwärmereien, seine verzweiflung. jeroen willems als ludwig pendelt permanent zwischen dieser dunklen weite und der engen helle, ein getriebener zwischen offiziellem leben und innerer welt. diesen desaströsen kontrast zeichnet willems mit feinsten nuancen in der stimme, mit minimalen gesten. so entsteht das gestochen scharfe psychogramm eines mächtigen unter hochspannung. eine geschichtslektion, berührend aktuell.

1 Kommentar:

  1. Wunderbar 'anmächelig' geschrieben, aber:
    nachdem ich die Bilder nun im Kopf hab', möcht ich zu gerne noch welche von dieser Inszenierung sehen. Ist denn der Blog mit Bild noch nicht erfunden?

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