Freitag, 12. April 2013

MÜNCHEN: DIE KULISSE EXPLODIERT

ein aha-erlebnis. noch nie was von friederick kiesler gehört und jetzt trotzdem die ausstellung über diesen österreichischen architekten und bühnenbauer (1890-1965)  in der villa stuck in münchen besucht. sie trägt den alle theater-aficionados sofort neugierig machenden titel „die kulisse explodiert“. das aha-erlebnis: dieser mann war der zeit und der theaterkunst um jahrzehnte voraus; er hasste die traditionellen guckkastenbühnen mit ihren traditionellen kulissen und prospekten und baute deshalb schon vor hundert jahren bühnenbilder, bühnenräume, bühnenlandschaften, die sich jeglichem illusionismus verweigerten und platz schufen (oder besser: liessen) für das wort, für die figuren und – später an der renommierten juilliard school in den usa – für die musik. kiesler erfand raumbühnen und bühnenskulpturen, wie wir sie heute in den theatern der obersten liga zuhauf sehen (altmann, kriegenburg, wilson). natürlich wurde er wie alle visionäre verspottet – bei karl kraus etwa: „sie meinen also, herr kiesler, dass gretchen auf dem motorrad zur plattform hinaufjagt, oben das lied am spinnrad singt und dann im lift in die tiefe saust, während inzwischen faust und mephisto im kleinauto den serpentinenweg hinaufbrausen?“ kieslers kunst hat den spott überlebt.   

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