big
daddy (jean-pierre cornu) gaukelt sich und der welt vor, nicht ein tödlicher
krebs habe ihn befallen, sondern bloss dickdarmkrämpfe. sein sohn brick (markus
scheumann) gaukelt sich und der welt mit hilfe von reichlich alkohol vor, er
sei nicht schwul. bricks frau maggie (julia jentschs comeback nach der
babypause) hofft vergeblich, dass er auch für sie noch ein wenig wärme übrig
hat. tennessee williams führt in „die katze auf dem heissen blechdach“ in ein
erbärmliches kabinett der verlogenheiten und verschobenen wahrnehmungen. das erstklassige
ensemble am schauspielhaus zürich hätte alle voraussetzungen, dieses spiel mit
fassaden und abgründen, das zum geburtstag von big daddy die ganze sippe
zusammenführt, so zu spielen, dass es richtig weh tut. diesen text, diese
figuren muss man auf dem seziertisch präsentieren. doch regisseur stefan pucher
tut, was er immer wieder tut: er erstickt die subtile vorlage mit einer
bilderorgie. er macht auf grosse show, füllt die bühne mit sämtlichen
amerikanischen 50er-jahre-scheusslichkeiten, die ihm in die hand kommen, steckt
die leute in übertrieben geschmacklose kostüme, beamt unnötige filmchen auf die
hässliche, höhlenartige deko, und einmal mehr geht’s auch nicht ohne
mittelmässige gesangseinlagen. it’s too much for tennessee: kein heisses blechdach, sondern ein hoffnungslos überladenes. das resultat: dickdarmkrämpfe.
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