ein aha-erlebnis. noch nie was von
friederick kiesler gehört und jetzt trotzdem die ausstellung über diesen
österreichischen architekten und bühnenbauer (1890-1965) in der villa stuck in münchen besucht. sie
trägt den alle theater-aficionados sofort neugierig machenden titel „die
kulisse explodiert“. das aha-erlebnis: dieser mann war der zeit und der
theaterkunst um jahrzehnte voraus; er hasste die traditionellen
guckkastenbühnen mit ihren traditionellen kulissen und prospekten und baute
deshalb schon vor hundert jahren bühnenbilder, bühnenräume, bühnenlandschaften,
die sich jeglichem illusionismus verweigerten und platz schufen (oder besser:
liessen) für das wort, für die figuren und – später an der renommierten
juilliard school in den usa – für die musik. kiesler erfand raumbühnen und
bühnenskulpturen, wie wir sie heute in den theatern der obersten liga zuhauf sehen
(altmann, kriegenburg, wilson). natürlich wurde er wie alle visionäre
verspottet – bei karl kraus etwa: „sie meinen also, herr kiesler, dass gretchen
auf dem motorrad zur plattform hinaufjagt, oben das lied am spinnrad singt und
dann im lift in die tiefe saust, während inzwischen faust und mephisto im
kleinauto den serpentinenweg hinaufbrausen?“ kieslers kunst hat den spott
überlebt.
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